Apothekertagung 2015: Die Posterpreisträgerinnen

Schlading, Februar 2015

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Die Österreichische Apothekerkammer hat wieder gemeinsam mit der Österreichischen Pharmazeutischen Gesellschaft (ÖPhG) im Zuge der Fortbildungswoche zu einer Posterpräsentation eingeladen. Unter allen eingereichten Postern wurden drei Arbeiten für den Posterpreis ausgewählt. Das Voting erfolgte unter der Leitung von O.Univ.-Prof. Mag. Dr. Helmut Viernstein (Präsident der ÖPhG) und Mag.pharm Max Wellan (Präsident der ÖAK) per anonymer Stimmzettel-Wahl durch alle Teilnehmer des Kongresses. Die Preisverleihung fand am Mittwoch, 25.2.2015 um 17.00 Uhr statt.

 Die Preisträgerinnen erhielten eine Urkunde und einen Buchpreis.

1. Platz (Buchgutscheine im Wert von € 160,00)
Mag.pharm. Dr. Julia Kirchebner

2. Platz (Buchgutscheine im Wert von € 110,00)
Mag.pharm. Diemut Strasser

3. Platz (Buchgutscheine im Wert von € 60,00)
Mag.pharm. Sandra Prasch

Die ausgezeichneten Poster:

1. Platz
Arzneimittelforschung am Department für Pharmazeutische Chemie der Universität Wien
Julia Kirchebner, Vittorio Pace, Thomas Seidel und Thierry Langer
Department für Pharmazeutische Chemie, Universität Wien, Althanstraße 14, 1090 Wien

Mag.pharm. Dr. Julia Kirchebner (Foto ÖAK)

Die Pharmazeutische Chemie beschäftigt sich mit allen chemischen Aspekten der modernen Frühphasenforschung zur Findung neuer Arzneistoffe. Dazu zählen die computer-gestützten in-silico Methoden zur Identifizierung von Hits, die organisch synthetischen Methoden zur Hit Validierung und Leitstrukturfindung und deren Optimierung, das Untersuchen von Struktur-Aktivitäts-Beziehungen und analytische Methoden zur Strukturaufklärung, sowie zur Erforschung von Arzneistoffmetaboliten.

Im Bereich der Arzneimittelforschung zeigt sich ein Trend zur vermehrten Zusammenarbeit zwischen Universitäten und der pharmazeutischer Industrie, was auch an der Etablierung von Translationalen Forschungszentren, wie z.B. der Initiative wings4innovation, zu sehen ist. Die pharmazeutische Industrie kooperiert im Rahmen der Frühphasenforschung zum Teil mit Universitäten, und erhält somit für das frühe Stadium der Arzneimittelforschung Input aus dem umfassenden Kompetenzbereich der Universitäten.

In der vorliegenden Posterpräsentation wird anhand von Beispielen laufender Projekte das breite Forschungsspektrum der pharmazeutischen Chemie an der Universität Wien beschrieben: 

  • In silico: In diesem Bereich werden neue Methoden der Chemoinformatik entwickelt und in der Praxis zum computer-gestützten Design von neuen potentiellen Wirkstoffen angewendet (z.B. Pharmakophor-Modellierung und Wirkprofilierung)
  • Synthese: Hier werden sowohl neue organisch synthetische Methoden entwickelt und optimiert, und anschließend für die Darstellung neuer bio-aktiver Moleküle genutzt (z.B. ZNS aktive selektive Liganden der GABA-Rezeptor Untereinheiten oder antivirale Wirkstoffe, die gegen das Chikungunyavirus gerichtet sind).
  • Analytik: Die Forschungsbereiche der pharmazeutischen Analytik reichen von der Erstellung von Monographien für das Österreichische Arzneibuch bis hin zur Bestimmung von Arzneistoffmetaboliten in Hirn und Plasma mittels moderner spektroskopischer Methoden wie NMR und hochauflösender Massenspektrometrie, die an Ultrahochleistungschromatographie gekoppelt ist.

2. Platz

Der Beitrag der Apothekerin zur Reduktion unerwünschter Arzneimittelwirkungen bei Bewohnern im Seniorenheim in Zusammenarbeit mit Pflege und Arzt.
1Strasser D., 1Oberleitner-Czernia B., 2Bacher St., Kretschmer E.

1Apotheke Bad Gastein, 2Seniorenheim Bad Gastein

Mag.pharm. Diemut Strasser (Foto ÖAK)

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen infolge Polypharmazie stellen besonders fürHeimbewohner ein gesundheitliches Risiko wie z.B. eine erhöhte Sturzneigung und eineerhöhte Vigilanzminderung dar. [1] Ziel der Untersuchung war eine Reduktion des sturzfördernden und vigilanzmindernden Potentials der Medikation der Heimbewohner.

Methoden: Im Zeitraum von Oktober 2013 bis November 2014 wurde die Medikation von 72 Bewohnern des Seniorenheimes Bad Gastein von einer Apothekerin im Rahmen ihres wöchentlichen

Seniorenheimbesuches evaluiert. Die Apothekerin beurteilte das Risiko der Gesamtmedikation jedes Heimbewohners nach den Kriterien der PIM-Liste [2], den Dosisempfehlungen für ältere Patienten und der Wechselwirkungen laut Austria Codex Fachinformation [3] in Bezug auf eine erhöhte Sturzneigung und eine erhöhte Vigilanzminderung. Aus den Ergebnissen der Medikationsprüfung erarbeiteten die Apothekerin und die Pflegedienstleitung in Abstimmung mit der Pflegedokumentation Vorschläge für Änderungen der Medikation.

Die Vorschläge betrafen Dosisreduktionen und inadäquate Medikamente nach PIM-Liste. Sie wurden dem zuständigen Arzt von der Pflegedienstleitung im Rahmen seiner Visiten imSeniorenheim übergeben.

Ergebnisse: 42 Bewohner erhielten eine Schlaf- und Beruhigungsmedikation. Bei 17 Bewohnern (40 %) mit Schlaf- und Beruhigungsmedikation änderte der Arzt die Medikation entsprechend dem Vorschlag von Apothekerin und Pflege. 42 Bewohner hatten eine Dauerschmerzmedikation. Bei 19 (45%) Bewohnern mit Schmerzmedikation berücksichtigte der Arzt die Vorschläge von Apothekerin und Pflege und nahm eine Änderung der Schmerzmedikation vor. Die Untersuchung zeigt, dass die gemeinsam von der Apothekerin und der Pflege erarbeiteten Vorschläge zur Reduktion unerwünschter Arzneimittelwirkungen vom Arzt angenommen und umgesetzt wurden.

Literaturquellen:

[1] Hanke F., Zerres M., Hildebrand J., Füsgen I.(2014); Reduzierung unerwünschter Arzneimittelereignisse und arzneimittelbezogener Probleme in der stationären Altenpflege durch Einsatz eines Risikomanagementsystems, Kontinenz aktuell 11: 2-6.
[2] PIM-Liste (2012)Wiener Klinische Wochenschrift
[3] Austria Codex Fachinformation 2013/2014.

3. Platz

Isolierung von resistenzmodulierenden Wirkstoffen aus Arzneipflanzen
Sandra Prasch1, Rafael A Baptista1, Stephanie Kuras1, Abraham Wube1, Olaf Kunert2, Franz Bucar1
Institut für Pharmazeutische Wissenschaften, 1Bereich Pharmakognosie, 2Bereich Pharmazeutische Chemie, Karl-Franzens-Universität Graz, Universitätsplatz 4, 8010 Graz

Mag.pharm. Sandra Prasch (Foto ÖAK)

Einleitung: Die zunehmenden Therapieresistenzen bei Infektionen stellen Ärzte und Apotheker vor immer neue Probleme. Neben der Entwicklung neuer Antibiotika, die in den letzten Jahren trotz Intensivierung bisher nur wenige Erfolge zeigte (z.B. Linezolid, Zyvoxid®) ist die Suche nach alternativen Ansätzen zur Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen von hoher Aktualität. Eine Strategie, um den steigenden Resistenzfällen Einhalt zu gebieten, stellt die Entwicklung von sogenannten Efflux-Pumpen (EP)-Inhibitoren dar, welche in der Lage sind, durch Kombination mit bereits wirkungslosen Antibiotika diese wieder in die Therapie zu integrieren. Bakterielle Efflux-Pumpen sind Transportproteine in den Zellwänden von Bakterien, die durch aktiven Auswärtstransport die intrazelluläre Konzentration von Xenobiotika unter der notwendigen minimalen Hemmkonzentration halten und zur Entwicklung und Manifestation erworbener Resistenzen beitragen.

Ziel der Arbeit: Aus diversen Arzneipflanzen sollen resistenzmodulierende Substanzen isoliert und charakterisiert werden, welche in der Lage sind, als Efflux-Pumpen-Inhibitoren zu fungieren.

Methode: Zur Ermittlung der minimalen Hemmkonzentration (MIC) und des Modulationsfaktors (MF) wurde der nicht-pathogene Bakterienstamm Mycobacterium smegmatis mc² 155 verwendet. Durch Bioassay-gestützte Fraktionierung wirksamer Extrakte werden die Wirksubstanzen der jeweiligen Pflanzen isoliert.

Resultate: Im Rahmen eines Screenings wiesen Extrakte aus der äthiopischen Arzneipflanze Echinops kebericho Mesfin (Asteraceae) eine MIC von 64mg/l und einen MF von 8 auf, wobei die resistenzmodulierende Wirkung vor allem auf die Reinsubstanz Dehydrocostuslacton zurückzuführen ist. Kombinationen des Hexanextraktes mit Rifampicin zeigten eine deutliche Wirkungsverstärkung.

Schlussfolgerung: Arzneipflanzen bilden eine vielversprechende Quelle für potentielle Wirkstoffe, die in Zukunft für die wachsende Problematik von Antibiotika-Resistenzen eingesetzt werden können.

(F.Biba)

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